Verhaltenstherapie
Die Frage, welche Wesenszüge eines Menschen angeboren und welche erlernt oder anerzogen wurden, beschäftigt seit langer Zeit die Forschung. Damit stellt sich auch die Frage, warum viele Menschen ohne gravierende Beeinträchtigungen ihren Alltag bewältigen können andere jedoch psychisch erkranken – immerhin inzwischen ca. jede vierte Person.
Die menschliche Entwicklung wird von biologischen, psychischen und sozialen Faktoren beeinflusst. Viele Verhaltensweisen können sich in bestimmten Lebenssituationen als sinnvoll erweisen, in anderen aber zu Problemen führen. Wenn weitere Faktoren wie z.B. schwerwiegende Ereignisse hinzutreten, dann kann es zu psychischen Erkrankungen kommen.
Daher ist es in einer Therapie wichtig, eine genaue Analyse über das Entstehen und die Aufrechterhaltung von Verhaltensweisen und dem eigenen Erleben zu erstellen und gemeinsam herauszufinden, wo diese ggf. verändert werden könnten. Zunächst wird versucht zu verstehen, worin das Leid des/der Patient*in besteht und wie dieses entstanden ist. Dazu gehört, gemeinsam mit der Therapeutin zu überlegen, welche Dinge in der Vergangenheit als belastend empfunden wurden, welche Faktoren in der Gegenwart schwierig sind und wie sich der/ die Patient*in in bestimmten als problematisch erlebten Situationen verhält.
Ihre ersten Wurzeln hatte die Verhaltenstherapie in den Lerngesetzen. Das bedeutet, dass Verhaltensweisen erlernt werden und damit auch wieder verlernt werden können. Mit Verhaltensweisen sind aber auch Denk- und Bewertungsprozesse gemeint, die Einfluss auf unsere Gefühle haben, denn einem Gefühl geht in der Regel ein Gedanke voraus. Dies kann z.B. auch eine (unbewusste) Regel sein, die man irgendwann in seinem Leben verinnerlicht hat. In der Therapie wird mit Hilfe verschiedener Methoden an diesen Gedanken, am Verhalten und an den Gefühlen gearbeitet. Oft sind die Methoden lösungsorientiert und auch im Alltag anzuwenden. Viel Wert wird darauf gelegt, das therapeutische Vorgehen zunächst verständlich und transparent zu erklären.
Dabei werden häufig sogenannte kognitive Methoden eingesetzt. Das bedeutet, dass der Therapeut dem/ der Patient*in hilft, über Fragen die für ihn/ sie passenden Lösungen zu finden. Dieser individuelle Ansatz ist sehr wichtig, denn jeder Mensch lebt in unterschiedlichen Zusammenhängen und die besten Lösungen für uns schlummern in uns selbst – manchmal braucht es nur einen guten Beobachter oder Fragenden, der dabei hilft, sie zu finden.
In der Therapie lassen sich neue Überlegungen und Verhaltensweisen, z.B. in Form von Rollenspielen, ausprobieren. Gut ist es auch, sich immer wieder über die eigenen Stärken bewusst zu werden, denn diese können Menschen helfen, ihre Probleme anzugehen. Wenn ein Kind ein mutiger Schwimmer ist und sich traut, vom 3- Meterbrett zu springen, dann können dieses Wissen und das Körpergefühl dieser Situationen helfen, in angstbesetzten Situationen, wie beispielsweise beim sich Melden in der Schule, mutig zu sein.
Manchmal ist es auch sinnvoll, im Rahmen einer Gruppentherapie voneinander und miteinander zu lernen. Dort können in einem „geschützten Raum“ neue Dinge ausprobiert werden, man erfährt Wertschätzung und Stabilität, dass man mit den eigenen Schwierigkeiten nicht alleine ist und dass auch andere Probleme zu bewältigen haben.